Amiga Patent Story
   Previous: Brückenkarten    Up: Index    Next: Intuition Teil 2

III. Software

1. Intuition Teil 1

 

Workbench Menü unter OS 3.5

Workbench Menü unter AmigaOS 3.5

 

Intuition ist Teil der System- Software des AMIGA und eine Programm- Bibliothek, die die Bedienung von Programmen möglichst intuitiv machen soll. Intuition ist verantwortlich für alle wichtigen Aspekte der Kommunikation zwischen Programmen und Benutzer. Dieser Teil einer System- Software wird Benutzerschnittstelle genannt. Intuition ist zuständig für die Funktion der Maus, für die Menüs, Fenster, Gadgets, Requester und Screens [1].

Das Menüsystem des AMIGA ist patentiert worden und soll Gegenstand der nachfolgenden Betrachtungen werden soll.

Es ist eine Eigenart von Erfindungen, dass sie nicht aus dem "Nichts" kommen, sondern (fast) immer eine Verbesserung bekannter technischer Entwicklungen, des sogenannten Standes der Technik darstellen. Folglich hat auch das Menüsystem als Bestandteileil der Benutzerschnittstelle des AMIGA eine Vorgeschichte.

Die Kenntnis des Standes der Technik ist die Grundlage für seine Fortentwicklung. In einem Interwiew mit TechNetCast, geführt am 20.11.1998, beantwortet Carl Sassenrath (1982- 1985 Amiga Corp./ Commodore Amiga, Inc., Betriebssystemingenieur/ Manager of Operating Systems) die Frage, ob die Benutzerschnittstelle des AMIGA ein Abkömmling dessen ist, was XEROX gemacht hat und was auch APPLE nutzt:

Ja, das trifft zu. Wir studierten die Arbeit von XEROX. Wir studierten gleichzeitig auch die LISA. Auch der Macintosh konnte die Tür nicht aufstossen. Wir hatten unterschiedliche Meinungen zu verschiedenen Dinge. Wir mussten uns ausserdem mit Farbgrafik beschäftigen und die meisten jener Systeme hatten keine Farbgrafik. Wir wählten beispielsweise auch die Zwei- Tasten- Maus, die heute als Standard bei Personal Computern anzusehen ist. Das war die Grundlage dafür, um auf dem Bildschirm sowohl auf etwas hinzuzeigen als auch die Pull- Down- Menüs auf dem Bildschirm zu ermöglichen. [2]

 

 

 

Im folgenden will ich versuchen darstellen, was die Benutzerschnittstelle des AMIGA von den von Sassenrath genannten Benutzerschnittstellen der LISA von APPLE und dem sogenannte STAR- Interface von XEROX derart unterscheidet, das von einer Erfindung gesprochen werden kann.

 

Die Geschichte der grafischen Benutzerschnittstelle beginnt im Jahre 1945, als Vannevar Bush an seinem "Memex" Computer erste Untersuchungen anstellt, um mit der Maschine mittels einer grafischen Schnittstelle zu kommunizieren. Seine Überlegeungen veröffentlicht er in dem Aufsatz As We May Think in der Juli- Ausgabe 1945 der "The Atlantic Monthly" [8]. In den 50er Jahren greift Douglas C. Engelbart die Theorien von Bush auf und und beginnt sie in die Realität zu überführen. Engelbart arbeitet zu dieser Zeit als Elektronik- Ingenieur bei Ames Laboratories, später an der University of California.

Mit ihm gemeinsam arbeiten einige begabte Ingenieure und Computerwissenschaftler am Design einer revolutionären Maschine. Das Ergebnis ihrer Arbeit resultiert in einer Reihe von beachtlichen Entwicklungen. Die bedeutendste davon ist wohl die "Maus", so genannt wegen ihrer drei Tasten, die aussahen wie Augen und Nase und dem anfänglich noch vorn angebrachten Kabel als Schwanz.

Die Entwicklung wird von Engelbart und seinem Team ab Mitte der 60er Jahre am Stanford Research Institute, Menlo Park, Kalifornien, fortgeführt. [3]

photo of the mouse

 

patent drawing

Engelbart: Die originale Maus hatte das Kabel an der Frontseite, aber wir verlegten es schleunigst nach hinten, um es aus dem Wege zu schaffen. Sie war eine simple mechanische Vorrichtung mit zwei senkrecht zueinander montierten Scheiben auf der Unterseite. Man konnte sie kippen oder schwenken um perfekte horizontale oder vertikale Linien damit zu zeichnen. [4]

Vom Stanford Research Institute (SRI) am 21.06.1967 zum Patent angemeldet, wird auf den "X-Y POSITION INDICATOR FOR A DISPLAY SYSTEM" am 17.11.1970 vom US- Patentamt das Patent mit der Nummer US 3,541,541 erteilt.

 

Engelbart: SRI machte es zum Patent, aber sie hatten keine Idee für seine Verwertung. Jahre später erfuhr ich, dass sie es an APPLE für 40.000 Dollar lizensiert hatten. [4]

Engelbart sieht die Erfindung der Maus, deren Prototyp von Bill English im Holzgehäuse geschaffen wurde, nur als kleinen Teil seines Augmenting Human Intellect genannten Projektes. Im Rahmen dieses Projektes werden am SRI auch die Grundlagen für Hypertext, Videokonferenz, Textverarbeitung und dynamisches on-screen Editing geschaffen.

patent drawing

 

Im Jahre 1970 gründet die XEROX Corporation in 3333 Coyote Hill Road, Palo Alto, Kalifornien das Palo Alto Research Center (PARC). Die meisten der Ingenieure und Wissenschaftler folgen Engelbart dorthin. Damit versammelt XEROX die besten Fachleute jener Zeit an einem Ort. Sie haben die Aufgabe, Forschungen auf dem Gebiet der Computerwissenschaften zu betreiben und möglicherweise Produkte hervorzubringen, ohne an einen finanzielle Rahmen gebunden zu sein.

 

other photo of the alto

Die Entwickler nehmen die Ideen von Engelbart auf, bringen die Ideen neuer Visionäre wie Larry Tesler und Alan Kay mit ein und beginnen eine neue Art von Computer zu entwickeln. Das Ergebnis dieser Arbeiten ist die links abgebildete ALTO, die erste Workstation mit eingebautem Mausinterface. Die ALTO verwaltet mehrere Dateien in verschiedenen Bildschirmausschnitten gleichzeitig, hat Menüs und Ikons und kann mit einem lokalen Netzwerk verbunden werden. XEROX verwertet die 1973 vorgestellte ALTO nicht kommerziell, sondern stellt sie Instituten und Universitäten zu Forschungszwecken zur Verfügung, da bei einem Preis von 40.000 Dollar pro Stück keine Vermarktungschancen gesehen werden. Die ALTO verwendet als Display erstmals einen Schwarz/Weiss- Bildschirm der Auflösung 808x606 Pixel mit Bitmap- Grafik, um eine exakte Pixelsteuerung durch die Daten im Speicher zu ermöglichen. Die auf dem Bildschirm sichtbaren Recktecke für einzelne Tasks erhalten den Namen "Windows" und können auf dem Bildschirm verschoben werden. Die Tasks werden über Kontextmenüs mit Hilfe der Maus angewählt. Das eingesetzte Netzwerkprotokoll nennen die Entwickler "Ethernet". [4]

 

(Thomas Unger)

   Previous: Brückenkarten    Up: Index    Next: Intuition Teil 2

Copyright © Thomas Unger 2000-2002. Alle Rechte vorbehalten. Hinweise an: kickstart@arcor.de

Letzte Veränderung: 06. Februar 2002