Amiga Patent Story
I. Vorgeschichte2. Atari
Versetzen wir uns zurück in das Jahr 1979.
Die spätere Weiterentwicklung dieses Chips zum GTIA (General Television Interface Adapter) ermöglicht schließlich eine Auflösung von bis zu 320 x 192 Pixel bei bis zu 256 Farben. Entwickelt wurde der Chipsatz von einer Entwicklergruppe um Steven T. Mayer. Zum Team gehören außerdem Jay G. Miner, Douglas G. Neubauer und Joseph C. Decuir. Die Technologie dieser Chips ist in einer Serie von Patenten beschrieben, die mit der am 08.01.1979 angemeldeten Patentschrift US 4,296,476 beginnt. Gerichtet sind die Patente auf ein Datenverarbeitungssystem, bestehend aus einem Microprozessor, einer Speichereinheit, einem Grafikgenerator und einem diese Komponenten verbindenden Bussystem. Ziel war es dabei, eine hohe Grafikleistung bei geringer Prozessorbelastung zu ermöglichen.
Bild 2: Blockschaltbild der Atari 400/800 8-bit Homecomputer
Die Erfindung setzt auf Technologien der im Dezember 1977 vogestellten Spielkonsole Atari VCS (Video Computer System) mit dem Grafikchip TIA (Television Interface Adaptor) auf, die in einen US-Patent von Steven T. Mayer und Ronald E. Milner beschrieben sind (4,112,422). Um die gewünschte geringe Prozessorbelastung zu erzielen, erweitert die Entwicklergruppe dieses Konzept jedoch unter anderem um die DMA (direct memory access)-Technik und sogenannte Display Lists, womit sich nutzerdefinierte Grafikmodi programmieren lassen. Zudem kann der Chip Sprites darstellen, die bei Atari "Player" und "Missile" genannt werden. Für diese Objekte existiert im Chip eine Kollissionserkennung.
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Im September 1979 stellt Motorola den Microprozessor MC68000 vor. Der Prozessor hat einen 16-bit Datenbus, einen 24-bit Adressbus, ein echtes 32-bit Register, eine 16-bit Arithmetic Logic Unit (ALU) und eine integrierte Buskontrolle. Er wird deshalb als 16/32-bit Microprozessor gehandelt. Der 24-bit Adressbus erlaubt die Adressierung von 16 MB Speicher. Der MC68000 ist in der Lage, zwei 16-bit Zahlen 50 bis 60 mal schneller zu multiplizieren als ein 8-bit Mikroprozesssor wie der Intel 8080. Das liegt daran, dass ein 8-bit Microprozessor nur durch zeitraubende wiederholte Addition multiplizieren kann, während ein 16-bit Microprozessor in der Lage ist, eine Multiplikation in nur einer einzigen Operation durchführen. Die Rechenleistung eines mit 8 MHz getakteten MC68000 beträgt ca. 1 MIPS (Million Instructions per Sekond). Alles in allem erweist sich der MC68000 als sehr programmierfreundlich; eine Tatsache, die maßgeblich zu seinem Erfolg beitrug.
Das Konzept dieses Prozessors muss Jay Miner so überzeugt haben, dass er Atari vorschlug, einen 16-bit-Computer auf Basis des MC68000 zu entwickeln. Als Atari ablehnte, kündigte er. Miner: They couldn't see the writing on the wall. Deutsch: Sie konnten das Menetekel nicht erkennen. Unter Menetekel versteht man eine unheilverkündene Warnung oder drohende, den Untergang verkündende Worte. Als Herkunft gilt eine Episode des Alten Testaments der Bibel (Das Gastmahl des Belsazar, Daniel 5,25), in der dem König Belsazar, Sohn Nebukadnezars, eine geisterhafte Schrift an der Wand seines Palastes erscheint, die von dem Propheten Daniel als Mene mene tekel upharsin entziffert und als Untergangs-Prophezeiung des Reiches Belsazars gedeutet wird. Die Vision eines Computers mit MC68000, Customchips und durchgängigem DMA-Design hatte sich im Kopf von Jay G. Miner festgesetzt.
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Miner selbst sagt, dass er nach seiner Kündigung bei Atari bis 1982 für eine Vielzahl von neuen Unternehmen gearbeitet hätte: Ich war immer auf der Suche nach einer interessanten Startup Company, mit der ich meine Pläne verwirklichen konnte. Beim Chiphersteller Xymos, der Firma eines Freundes, war er an der Entwicklung des Prozessors eines von außen programmierbaren Herzschrittmachers beteiligt. Die am 18.05.1981 von Intermedics, Inc., angemeldete Erfindung trägt die Patentnummer US 4,404,972.
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