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2. AmigaJanus

 

Der Doppelgesichtige zieht ein

 

Die Kommunikationssoftware Janus zeigt Unverträglichkeiten mit dem Datencache der Prozessoren ab MC68030. Prinzipiell läßt sich der Datencache vollständig abstellen, was jedoch mit erheblichen Einbrüchen in der Systemperformance einhergeht. Hier setzt das Tool Enforcer von Michael Sinz an, das unzulässige Speicherzugriffe überwacht. Enforcer V37 ist ein fortschrittliches Debugging Tool für Amiga Computer Systeme, die ausgestattet sind mit 68020/68851, 68030, 68040, oder 68060 CPU und Kickstart 2.04 oder höher. Es verwendet die MMU um unzulässige Verweise und den Zugriff auf unzulässige Speicherbereiche zu erkennen. Dadurch ist es möglich den Datencache des Prozessors aktiviert zu lassen, da unzulässige Zugriffe der janus.library abgefangen werden.

Nachfolgend ein Zitat aus der Anleitung zu Enforcer:

 

    QUIET/S   This tells Enforcer not to complain about any invalid access and to just build MMU tables for cache setting reasons -- mainly used in conjunction with an Amiga BridgeBoard in a 68030 environment so that the system can run with the data cache turned on. In this case,

    RUN >NIL: Enforcer QUIET

    should be placed into the startup-sequence right after SetPatch.

 

Das folgende Listing zeigt einen Ausschnitt aus der mittels eines Texteditors modifizierten Startup-Sequence:
      
    
     ; $VER: startup-sequence 38.22 (24.4.92)
    
     C:SetPatch QUIET
     RUN >NIL: Enforcer QUIET 
    
     Version >NIL:
    
     AddBuffers >NIL: DF0: 15
     FailAt 21
     MakeDir RAM:T RAM:Clipboards RAM:ENV RAM:ENV/Sys  
     .
     .
     .
    
     IF EXISTS S:User-Startup
       Execute S:User-Startup
     EndIF
    
     Resident Execute REMOVE
    
     LoadWB
     EndCLI >NIL:    
      

 

Enforcer selbst ist in das Verzeichnis C: der Betriebssystempartition zu kopieren. Die Funktionsfähigkeit des Tools kann nach einem Reboot des Systems überprüft werden durch einen Aufruf aus der Shell:

 

Enforcer

 

Dieser Aufruf wird mit einer Systemmeldung quittiert, die die ordnungsgemässe Arbeit von Enforcer bescheinigt sowie einen Copyright-Vermerk enthält.

 

Die Installation der Janus-Software auf der Amiga-Seite geschieht komfortabel mit dem Installer. Verwendet wird die letzte verfügbare Version (Janus software package version 2.1), die sowohl für das A1060 Sidecar als auch alle Brückenkarten von Commodore geeignet ist (vgl. Screenshot 1). Sollte die Distribution als LhA-Archiv vorliegen und auf Installationsdiskette entpackt werden, so ist diese AmigaJanus zu benennen, da der Installer nach einer Diskette dieses Namens sucht.

 

Die Installation von MS-DOS erfolgt auf einer sogenannten Filedisk (Autoboot Virtual drive). Das ist eine Amiga-Datei entsprechender Größe, die dem Bios der Brückenkarte eine MS-DOS Partition vorgaukelt. Die Zuweisung übernimmt die Datei Aboot.ctrl aus dem Verzeichnis System der PC-Schublade.

 



Screenshot 1

 

Die Grösse der Filedisk kann bis zu 32 MB betragen. Es macht aber wenig Sinn, diesen Wert auch auszunutzen, da der Bootvorgang von MS-DOS dadurch unnötig verlangsamt wird. Für die geplante Verwendung sind 10 MB völlig ausreichend.

 



Screenshot 2

 

Das Installationsscipt legt die Filedisk nach den Angaben des Nutzers während der Installationsroutine an. Die voreingestellten Werte sind brauchbar und müssen nicht verändert werden.

 



Screenshot 3

 

Enforcer V37 benötigt MMU und Kickstart 2.04 oder höher; Wenn Kickstart 1.3 in Verbindung mit einem Prozessor ab 68030 ohne MMU Verwendung finden soll, ist entweder CPU oder SetCPU zu installieren. Die Help-Funktion erläutert die jeweiligen Voraussetzungen zur Nutzung eines dieser Befehle.

 



Screenshot 4

 

Nach einem erneuten Reboot des Systems präsentiert sich auf der Systempartition ein neues Verzeichnis mit dem Namen PC. Die janus.library ist in das System eingebunden.

 



Screenshot 5

 

Ein Doppelklick auf PCPrefs öffnet das zur jeweiligen Brückenkarte gehörende Konfigurationsmenü (vgl. Screenshot 6), wenn Enforcer korrekt installiert wurde und die Brückenkarte (oder deren BIOS-ROM) nicht defekt ist. Andernfalls erscheint eine Systemmeldung, die besagt, dass die janus.library nicht geöffnet werden konnte. Hier kann möglicher Weise ein Kaltstart des Amiga Abhilfe schaffen. Die angezeigten Einstellungen sind für eine A2286 korrekt. Auch die A2386SX verwendet D000 als Janus Handler Load Segment. Die A2088 und das Sidecar benötigen die Adresse E000.

 



Screenshot 6

 

***************************************

 

Das MS-DOS Betriebssystem kann auch auf einer eigenen physikalischen Partition installiert werden. Hierzu sei ein wenig Theorie vorangestellt. Fehler an dieser Stelle können zum Datenverlust führen.

Zur Festplattenorganisation verwendet das Amiga-Dateisystem den Rigid Disk Block (RDB). Der RDB enthält alle Informationen über die Partitionen einer Festplatte: Erste und letzte Spur, Blockgrösse, Transferrate, Bootfähigkeit, Priorität und Dateisystem. Bei der Installation einer Festplatte wird der RDB in einen dort reservierten Bereich geschrieben. Normaler Weise schreibt das Partitionierungstool den RDB in Spur 0. Der Amiga kann den RDB aber auch von anderen Spuren lesen. Hier gilt: Häufig, aber nicht immer. Letztlich ist dies wohl auch abhängig vom Host-Adapter, der eingesetzen Firmware und anderen Unwägbarkeiten.

MS-DOS startet nur von einer Partition, die innerhalb der ersten 2GByte der ersten Festplatte liegt. Das BIOS führt zunächst diverse Systemtests durch und ermittelt die eingebaute Hardware. Dann lädt es den Master Boot Record (MBR) und führt die Master-Boot-Routine aus. Standardmäßig prüft dieser Code zunächst die Einträge in der Partitionstabelle und sucht eine primäre Partition, die als aktiv (bootfähig) markiert ist. Dann lädt der Master-Boot-Code den physikalisch ersten Sektor der aktiven Partition, den Bootsektor.

Der MBR ist auf jeder PC-Festplatte in Spur 0, Seite 0, Sektor 1 gespeichert und wird auch nur dort gefunden. Folglich muss der RDB verlagert werden, bevor MS-DOS installiert wird, da er ansonsten gnadenlos überschrieben wird. Zur Verlagerung, aber auch zur generell empfehlenswerten Sicherung des RDB kann RDBArc von Tomasz Korolczuk verwendet werden. Mit diesem Tool kann der RDB ausgelesen, gespeichert und in eine von Null verschiedene Spur wieder geschrieben werden. Vor dem Ausführen dieser Operation sollte jedoch genau überlegt werden, ob diese riskante Massnahme wirklich erforderlich ist und ob die möglicherweise notwendigen Fähigkeiten zur Restauration des Systems auch vorhanden sind. Die Nutzung einer Filedisk ist problemlos und für den vorgesehenen Einsatz absolut ausreichend.

Zur Verwendung einer eigenen Partition für MS-DOS ist es erforderlich, das Tool DOSServ aus dem Ordner sys:PC/Services zu löschen durch das gleichnamige Tool aus der JanusTools-Distribution von Frank Mariak zu ersetzen. Erst dieser "Ersatz" für Commodores DOSServ ermöglicht der Janus-Software den direkten Zugriff auf eine physikalische Festplattenpartition.

Nachstehend ein Zitat aus der Beschreibung:

 

    
    
    -------
    DOSServ
    -------

    Dosserv is a replacement to Commodore's DOSServ included in the Janus software package version 2.1. It will give you the possibility to use a physical harddiscpartition directly. If you want to use a physical harddiscpartition you have to do the following things: * copy the new DOSServ over the old one. Make sure you have a copy of the old DOSServ because you never know ! * use HDTOOLBOX to install the MSDOS partition. Enter 0x4d534800 as DOSType. If you don't know how to do this please read about it in the 2.x HDToolbox system documentation. * edit ABOOT.ctrl, insert the name of the partition and don't complete the line with a linefeed ! * REBOOT the system Now you can use the partion as drive c on the pcside after you have used fdisk and format. Please refer to the installation information of your pc operating system if you don't know how to do that.

 

Zuerst muss für MS-DOS mit der HDToolbox oder einem anderen Partitionierungstool eine eigene Partition erzeugt werden. Hier findet die HDToolbox der Workbench 2.1 Verwendung. Die Grösse der Partition wird im Beispiel mit 100 MBytes festgelegt. Der Name der Partition lautet: sda2. Die 2GByte-Grenze von MS-DOS ist zu beachten (vgl. Screenshot 7).

 



Screenshot 7

 

Durch Betätigung des Schalters Advanced Options öffnet sich ein Fenster mit dem Namen File System Characteristics (vgl. Screenshot 8). Hier ist Custom File System anzuwählen, was zugleich bedeutet, dass der Amiga keinen unmittelbaren Zugriff auf diese Partition erhält. Natürlich lassen sich am Amiga auch fremde Dateisysteme mounten. Dies hat den Vorteil, dass sich die vom Amiga gewohnten Directory Tools auch für MS-DOS verwenden lassen. Hierzu möglicherweise später mehr. Vorerst ist als DOSType (Identifier)

 

0x4d534800 oder 0x4d534400

 

einzutragen. Der DOSType 0x4d534800 soll nicht mit CrossDOS zusammenarbeiten, während Janus mit beiden DOSTypes zurechtkommen soll. Die Verwendung von CrossDOS ist eine der Möglichkeiten, von der Amiga-Seite auf die MS-DOS Partition zugreifen zu können. Ein späterer Wechsel des DOSTypes ist in jedem Falle mit einer Neuinstallation von MS-DOS verbunden. Hier wird der in der Anleitung zu DOSServ aus der JanusTools-Distribution empfohlene DOSType 0x4d534800 verwendet (vgl. Screenshot 8).

Die übrigen Werte können so belassen werden, wie sie HDToolBox vorschlägt. Nach zweimal Ok und Save Settings to Disk im Startfenster der HDToolBox wird ein weiterer Reboot fällig.

 



Screenshot 8

 

Zum Abschluss der Vorbereitungen auf der Amiga-Seite muss noch die Datei aboot.ctrl editiert werden. Falls die Erstellung der Filedisk bei der Installation der Janus-Software abgewählt worden ist, muss die Datei mittels eines Editors erstellt werden. DOSServ verwendet diese Datei, um dem Betriebssystem auf der Brückenkarte mitzuteilen, wo es seine primäre Partition C: findet. Normalerweise wird aboot.ctrl bei der Installation der Janus-Software im Verzeichnis System erzeugt. Die Datei beinhaltet lediglich den Namen, der der Partition in der HDToolBox zugewiesen wurde, ergänzt um einem Doppelpunkt: sda2: (vergl. Screenshot 9). Der Sicherungspfad lautet:

 

Workbench:PC/System/aboot.ctrl

 

Wichtig: Die Zeile darf im Texteditor nicht mit einem Zeilenvorschub abgeschlossen werden.

 



Screenshot 9

 


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